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Gesunde Ernährung, nicht nur für Kinder – Ein Interview mit Expertin Sylvia Bruns

Insa Rücker und Sylvia Bruns

Ernährung: Gesund soll sie sein und schnell zubereitet. Schmecken soll das Essen natürlich auch. Wer Familie und Beruf vereinbaren muss, dem bleibt oft wenig Zeit für große Kochaktionen. Zudem gibt es immer Streit um Süßigkeiten. Beides muss nicht sein, sagt Sylvia Bruns, Gründerin der Plattform ‚Muddis kochen‘ und Initiatorin der Initiativen ‚Frisches Frühstück‘ und ‚Bewegtes Klassenzimmer‘. Im Interview verrät sie ihre besten Tipps!

Gesund, lecker und schnell zubereitet soll das Essen sein. Genau deshalb ist Ernährung ein Dauerthema für uns Menschen in Industrienationen, in denen es zuckerreiche Snacks und conveniente Fertiggerichte im Überfluss gibt. Es erdordert Disziplin, sich immer wieder zu besinnen und auf gesunde Ernährung zu setzen.

Das Problem kenne ich natürlich auch. Kopf gegen Herz, Wunsch gegen Wirklichkeit. So bin ich vor fünf Jahren auf Sylvias Blog @muddiskochen gestoßen und war sofort begeistert von ihren Rezepten, ihren Tipps und ihrer positiven Art. Eine beherzte Kontaktanfrage und Nachrichten über Instagram sowie zwei Telefonate später haben wir es dann geschafft, uns mal auf einen Kaffee zu treffen. Mittlerweile ist eine richtige Freundschaft zwischen uns entstanden.

Vegan leben

Sylvia ist die Gründerin des Blogs ‚Muddis kochen‘ und Initiatorin von Bildungsprojekten zu gesunder Ernährung. Ihre Aktion „Bewegtes Klassenzimmer“ unterstützen wir von der Familienmolkerei Rücker, denn neben falscher Ernährung ist mangelnde Bewegung das andere große Problemfeld in vielen Familien. Und wie ihr wisst, liegt mir das Thema Gesundheit auch sehr am Herzen.

Sylvia, 49, ist Mama von zwei Jungs, 14 und sechs Jahre alt. Wir haben uns lustigerweise über Instagram kennengelernt. Im Interview erzählt sie wie man Kinder für gesunde Ernährung begeistert und warum Fertigpizza kein Tabu ist.

Insa: 'Muddis kochen', was genau steckt hinter dem Projekt?

Sylvia: In meinem früheren Beruf als Marketingexpertin begann ich zusammen mit einer Kollegin Rezepte für eine schnelle, einfache Familienküche zu sammeln. Kochen und Backen, das ist unsere große Leidenschaft. Ende 2012 hatten wir die Idee mehr daraus zu machen. Zuerst war ‚Muddis kochen‘ eine Facebook-Seite mit Rezepten, dann ein Blog, dann kamen Aktionen in Kindergärten und Schulen dazu. Heute gehört ‚Muddis kochen‘ zur Nordwestzeitung, zusammen mit einer Kollegin schreibe ich alle Texte, wir kümmern uns um Fotos, Design und Kooperationen. 

Von Müttern für Eltern

Insa: Was ist das Besondere an ‚Muddis kochen‘?

Sylvia: Wir schreiben aus der Zielgruppe für die Zielgruppe. Meine Kollegin Tanja Hellmers und ich sind beide Mütter mit einem Teilzeitjob, wir wissen genau mit welchen Themen sich unsere Zielgruppe beschäftigt.

Insa: Einerseits habe ich als berufstätige Mutter wenig Zeit, andererseits ist mein Anspruch an die Ernährung hoch. Ich will für meine Familie jeden Tag gesundes Essen auf den Tisch bringen, kann aber nicht stundenlang in der Küche stehen. Lässt sich das Problem lösen?

Sylvia: Auf jeden Fall! Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung mit reichlich Vitaminen und Mineralstoffen bedeutet nicht automatisch viel Aufwand oder sogar Stress. Der erste entscheidende Schritt heißt: die richtigen Rezepte finden. Bei ‚Muddis kochen‘ konzentrieren wir uns auf leckere, alltagstaugliche Gerichte, die sich schnell und einfach zubereiten lassen.

Frühstück mit Müsli und Obst

Seltene Sünden sind okay

Insa: Wie hältst du es mit Fertiggerichten und -produkten? Sind die völlig tabu?

Sylvia: Nein, sind sie nicht. Bei uns gibt es auch mal etwas aus der Tiefkühltruhe oder eine Pizza aus Fertigteig. Klar, eine Tiefkühlpizza schneidet beim Nährwert nicht gut ab, aber sie ist eben die Ausnahme. Hin und wieder sündigen ist okay, dann ist der Heißhunger auf Ungesundes auch nicht so groß. Allerdings achte ich bei Fertigprodukten genau auf die Inhaltsstoffe, es gibt schließlich Marken mit überwiegend guten Zutaten.

Pizza mit Käserand gefüllt

Insa: Pizza, Pommes, Schokolade – Ungesundes ist schnell verfügbar und sehr verlockend, auch für uns Erwachsene. Wie vermittelst du deinen Kindern, dass frische, naturbelassene Lebensmittel die besten Lebensmittel sind? 

Sylvia: Man muss Kindern vermitteln warum die Qualität von Lebensmitteln wichtig ist. Warum eine Kartoffel besser ist als ein Stück Pizza, warum Vollkornbrot länger satt macht als Toastbrot, warum ein Apfel und eine Banane länger fit halten als ein Schokoriegel. 

Attraktive Alternativen zu Süßem

Insa: Aber spätestens in der Schule wird es anstrengend. Wenn die anderen Kinder am Kiosk Süßigkeiten kaufen, sind Mamas Vollkornstullen wenig attraktiv.

Sylvia: Stimmt schon, aber Verbote machen Ungesundes nur noch verlockender.  Bei uns ist etwa die Schublade mit Süßkram nie verschlossen. Mein Motto heißt: Nichts verbieten, sondern darüber sprechen warum zu viel Süßes nicht gesund ist, sondern träge macht. Außerdem gibt es immer attraktive Alternativen zu Süßigkeiten. Wenn ich einen Obstsalat schneide, dann ist er innerhalb von fünf Minuten aufgegessen. Und ein Naturjoghurt schmeckt auch Kindern, wenn man Müsli oder Fruchtmus unterrührt. 

Hirtenkäse und Obst

Insa: Welchen Stellenwert hat in deiner Familie das Frühstück?  

Sylvia: Frühstücken ist extrem wichtig, das Frühstück legt die Basis für den Tag. Klar, nicht jeder kann frühmorgens schon etwas essen. Daher ist es wichtig den Kindern etwas Frisches, Gesundes für die Schulpausen mitzugeben. Obst und Vollkorn sind dabei absolutes Muss. 

vegane Ernährung im Alltag

Gesunde Ernährung plus Bewegung

Insa: Stichwort Frühstück. Du bist nicht nur Gründerin von ‚Muddis kochen‘, sondern auch Initiatorin des Projektes ‚Frisches Frühstück‘. Was steckt dahinter?

Sylvia: Als mein Ältester in die Schule kam, merkte ich, dass viele Kinder morgens ohne Frühstück im Unterricht sitzen. So entstand die Idee schon bei den Vorschulkindern, ihren Eltern und Erziehern das Bewusstsein dafür zu schaffen wie wichtig die erste Mahlzeit des Tages ist. Es ist wichtig mit dem Thema Ernährung sehr früh zu beginnen. Später ist dafür kaum Zeit mehr, denn der Lehrplan ist voll.

Käse ausstechen

Insa: Eine weitere Initiative von dir heißt ‚Bewegtes Klassenzimmer‘, bei der wir von Rücker als Sponsor von Anfang an dabei sind.  Warum und wie bringst du Bewegung in die Schulklassen?

Sylvia: Viele Kinder werden immer unbeweglicher, sie treiben wenig Sport, sitzen viel zuhause, der Medienkonsum steigt. Die Corona-Zeit hat diese Entwicklung extrem verstärkt. Eine ausgewogene, bewusste Ernährung reicht nicht, um gesund und fit zu sein, der Körper braucht auch viel Bewegung. Zusammen mit Sport- und Ernährungswissenschaftlern haben wir ein Programm entwickelt, das über beides aufklärt. In den Schulen verteilen wir Fühlkästen mit Lebensmitteln, die Kinder tasten und raten was darin steckt, so wecken wir spielerisch die Neugier auf neue Lebensmittel. Außerdem bekommen die Klassen Sportspielzeug wie Springseile, Balanciersteine, Hüpfpolster und Paddle-Ball-Sets. Alles finanziert von unseren Sponsoren. 

Miteinander essen für die Seele

Insa: Unterschiedliche Stundenpläne und Arbeitszeiten – als Familie sitzt man gar nicht so oft gemeinsam am Esstisch. Wie wichtig sind für dich gemeinsame Mahlzeiten? 

Sylvia: Extrem wichtig. Essen ist mehr als Nahrungsaufnahme, der Mensch ist ein soziales Wesen, in Gemeinschaft essen tut auch der Seele gut. Ein Mal am Tag als Familie miteinander am Esstisch sitzen, das muss auch im Alltag drin sein, egal wann man die gemeinsame Mahlzeit einnimmt. Man isst automatisch gesünder, wenn andere Menschen dabei sind. Außerdem hat man Zeit zum Reden. Auch das Schulfrühstück und das Mittagessen in der Schulmensa haben eine Art Familiencharakter. 

Zutaten für die Tomaten-Salsa vermengen

Insa: Wie begeistert man Kinder fürs Kochen?

Sylvia: Ehrlich gesagt koche ich so gerne, dass ich es wie eine Auszeit in der Küche empfinde. Aber je älter Kinder werden, desto besser funktioniert das gemeinsame Kochen. Das Helfen ist bei uns kein Muss, nur wer mag, der macht mit. Aber selbst etwas zubereiten, das den Anderen schmeckt, das macht Spaß und weckt Begeisterung für Ernährung und Genuss. Auch bei der Auswahl der Gerichte dürfen die Kinder mitreden. Das gemeinsame Kochen mit der Familie ist eine wertvolle Zeit, es schafft Erlebnisse, Erinnerungen und Traditionen.

Regional, saisonal, planen, Leitungswasser

Lebensmittelverschwendung vermeiden und richtig einkaufen

Insa: Aktuell sorgen sich viele Familie wegen steigender Lebensmittelpreise oder verzichten sogar auf manche Lebensmittel. Wie schafft man es dennoch gesunde Gerichte auf den Tisch bringen? 

Sylvia: Zum einen achte ich darauf saisonal und regional zu kaufen. Auf dem Wochenmarkt sind Obst und Gemüse mittlerweile oft günstiger als im Supermarkt. Wer einen Balkon oder Garten hat, der sollte auch selbst etwas anbauen. Genauso wichtig für mich ist gute Planung. Ich kaufe nie spontan ein, sondern plane jede Woche unsere Mahlzeiten. Dafür führe ich ein Haushaltsbuch wie es früher meine Oma und meine Mutter machten. Die gute Planung garantiert auch, dass bei uns kaum mehr Lebensmittel im Müll landen.

Insa: Was sind deine Tipps für gesunde, schnelle und günstige Alternativen zum Snack vom Imbiss oder Bäcker?

Sylvia: Frisches Obst der Saison geht immer. Rosinen und Nüssen liefern ebenfalls schnell Energie. Und dann natürlich die gute alte Pausenstulle. Man kann sie schon am Vorabend schmieren und über Nacht im Kühlschrank aufbewahren. Aber auch Reste vom Abendessen sind eine super Sache. Aus den Pasta-Resten vom Vorabend wird ein leichter Nudelsalat, das Stück selbst belegte Pizza schmeckt am Tag darauf sogar kalt.  

Käseplatte mit Hirtenkäse und Melone

Insa: Zur ausgewogenen, gesunden Ernährung gehören auch Getränke. Was rätst du hier?

Sylvia: Was man wirklich immer und überall dabei haben sollte, das ist Wasser. Wasser ist ein hohes Gut. Wir haben das große Glück in einem Land zu leben, in dem man das Leitungswasser trinken kann. Kindern ist pures Wasser zwar oft zu langweilig, doch mit einem Spritzer Zitronensaft lässt sich Leitungswasser schnell aufpeppen. Das Beispiel zeigt übrigens gut: In manchen Dingen müssen wir nur wieder ganz einfach denken. 

Insa: Vielen Dank für das spannende Gespräch, Sylvia!

Was sind deine Erfahrungen mit Ausgewogenheit in der Kinderernährung? Wie begeisterst du deinen Nachwuchs für gesunde Lebensmittel? Was sind deine Top-Tipps für gemeinsame Familienmahlzeiten? Ich freue mich darauf von dir zu hören! Schreib‘ mir einfach per E-Mail, auf Facebook oder über Instagram.

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Insa Rücker

Ich bin Insa Rücker, verheiratet und Mutter von drei Kindern. Gemeinsam mit meinem Mann Klaus leite ich die Familienmolkerei Rücker.

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