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Als Autist im Arbeitsleben: Logistiker Nico Müller ist bestens im Team integriert

Autist im Arbeitsleben: Nico Müller im Kühllager der Molkerei Rücker in Aurich

Als Autist im Arbeitsleben: Unser Teamleiter Disposition Einkauf, Nico Müller, geht mit seiner Besonderheit offen um und klärt sogar darüber auf. Was macht ihn und das Miteinander besonders?

In der Welt von Materialnummern und Bestellmengen fühlt Nico Müller sich zuhause, liebt Zahlen und Tabellen. „Das ist meine Welt“, sagt der 37-Jährige, der sich bei uns als Teamleiter Disposition Einkauf darum kümmert, dass immer ausreichend Verpackungsmaterialien für die Produktion vor Ort sind. 

Zahlen und Tabellen sind sein sicheres Terrain, ein akribisch aufgeräumter Schreibtisch gibt ihm Halt und Ruhe. Er liebt klare Strukturen und Abläufe, da blüht er auf, da fühlt er sich sicher. Da setzt er sich voller Ehrgeiz, Tatendrang und Begeisterung ein – und tut alles dafür, dass es keine unliebsamen Überraschungen gibt. Weil wir stetig bestrebt sind, uns auch bei Verpackungen noch nachhaltiger aufzustellen, untersucht Nico Müller auch immer wieder alternative Materialien, unternimmt Tests. 

Mut geschöpft, sich zu öffnen

Denn wenn es Abweichungen vom Erwarteten gibt, die kurzfristige Planänderungen erfordern, können sich zuvor gute Tage für den 37-Jährigen schonmal in schlechte verwandeln. „Natürlich gibt es immer mal Gründe, dass es anders läuft, aber dann gefällt mir der Tag weniger als er hätte können“, sagt er. Und das hat mit einer Besonderheit von Nico zu tun. 

Kürzlich hat er den Mut gefasst und sich unserer Belegschaft aktiv geöffnet, auch um als Autist im Arbeitsleben besser verstanden zu werden: Nico Müller ist Autist. „Weil ich mich bei Rücker sehr wohl und gut aufgehoben fühle, konnte ich offen damit umgehen“, sagt er, dem das Aufklären über die Besonderheiten von Leben und Wahrnehmen im Autismus-Spektrum eine Herzensangelegenheit geworden ist.

Das wahre Selbst hinter Masken versteckt

Autist im Arbeitsleben: Nico Müller im Tiefkühllager der Molkerei Rücker in Aurich


Dabei hatte er selbst bis weit ins Erwachsenenalter hinein nur eine unverbriefte Ahnung, das Gefühl anders zu sein. „Schon im Kindesalter hatte ich an anderen Dinge Freude als die meisten Kinder. Wenn es laut und wild wurde, habe ich Kopfschmerzen bekommen, habe mich zurückgezogen, war extrem lichtempfindlich. Heute weiß ich: Es war Reizüberflutung. Es gab immer den Anpassungsdruck: Man zieht mit – oder ist außenvor. Meine Eltern haben meine Rückzüge respektiert – aber die haben in meinem Umfeld schon auch dazu geführt, dass Menschen sich gewundert und das Verhalten nicht verstanden haben“, sagt er.

Er selbst begeisterte sich für Tabellen und Statistiken, etwa im Eishockey, „darüber konnte ich stundenlang reden, da konnte ich mich tagelang vertiefen“, sagt er. Und er entwickelte Strategien, „ich habe mir Masken aufgesetzt, um nicht aufzufallen“, sagt er. In der Jugend sei er dann auf Feiern einer der lautesten und wildesten gewesen. So sehr sein Körper vielleicht ganz anderes brauchte. 

Und schon da war ihm Smalltalk zuwider. „In Gruppen tue ich mich schwer, weil ich nie den passenden Moment erwische, mich in Gespräche einzubringen. Und Smalltalk kann ich nicht gut, weil ich es brauche, das Dinge einen Sinn, ein klares Ziel haben.“

Über seine Tochter zur Gewissheit gekommen

Nachdem er Vater geworden war, verhielt sich seine kleine Tochter im Kindergarten selbst auffällig – einem ersten Verdacht folgten Untersuchungen. Am Ende eines langen Weges erhielt sie die Diagnose, dass sie sich im Autismus-Spektrum befindet. „Da habe ich mich plötzlich gefragt, ob es bei mir nicht genauso ist. Ob das eben nicht nur Eigenheiten sind, wie meine Frau und ich das gern genannt haben“, sagt Nico Müller. Er begab sich ebenfalls auf den Weg, ließ sich selbst untersuchen – und bekam schließlich die Bestätigung.

„Das hat bei mir vieles in Bewegung gesetzt“, sagt der 37-Jährige. „Plötzlich fragst du dich, wer bin ich denn eigentlich wirklich selbst? Und was von meinem Verhalten sind Masken, was ist antrainiert?“ Zugleich lernte er, seine eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen, seine Stärken neu zu verstehen, aber auch die Chance zu ergreifen, sich zu erklären. „Man sieht einem die Besonderheit ja nicht an“, sagt er.

„Wollte nicht in eine Schublade gesteckt werden“

Nach unglücklichen Jahren in anderen Jobs, in denen er sich, wie er sagt, nicht gesehen fühlte, kam Nico Müller vor drei Jahren zur Familienmolkerei Rücker, hat dort erst am Ende des Bewerbungsgesprächs dem Einkaufsleiter Sebastian Stürzl von seiner Besonderheit erzählt. „Ich wollte als Mensch mit meinen Fähigkeiten überzeugen, wollte nicht in eine Schublade gesteckt werden“, sagt Nico Müller. „Und meine Besonderheit war im Weiteren kein Thema.“ 

Auch im Unternehmen zunächst nicht. Dabei ist er als Autist im Arbeitsleben selbst ein gutes Beispiel dafür wie offen und vorbehaltlos der Umgang im Team bei Rücker ist. Wie gut eingegliedert Nico sich bei uns fühlen kann. Teilhabe ist eine Aufgabe, der das Unternehmen sich grundsätzlich stellt. Und der Einkaufslogistiker sagt, er fühlt sich pudelwohl und sagt über sich: „Ich brauche viel zu tun, mag gesunden Stress, kann mit viel Arbeitslast umgehen. Ich mag und brauche es, sinnvolle Dinge zu tun, Dinge zu bewegen mit einem klaren Ziel. Genau das habe ich bei Rücker.“ 


Autist im Arbeitsleben: Nico Müller vor Milchtanks und Milchpulverturm der Molkerei Rücker am Standort in Aurich

Ein Glücksfall, wie gut es passt

Man nehme Rücksicht auf seine Besonderheiten, „und das zahle ich durch Einsatz gern zurück“, sagt Nico Müller, der neben seinem Job weiterhin für Eishockey brennt, für American Football – und fürs Grillen. Dass er als Autist im Arbeitsleben erfolgreich ist und sich angekommen fühlt: All das ist keine Selbstverständlichkeit. Wie aus Zahlen des von der EU mitfinanzierten Vereins Autism Europe hervorgeht, liegt die Beschäftigungsquote von Menschen mit Autismus unter 10% und damit deutlich unter den Quoten von 47 % bei Menschen mit Behinderungen und von 72 % bei Menschen ohne Behinderungen. Insofern ein Glücksfall, wie gut es hier passt.

Dass er sich geöffnet habe, „hat mir total viel positive Rückmeldungen gebracht: Respekt für den Mut, mich zu öffnen – aber auch, dass mein Verhalten für andere so viel verständlicher ist“, sagt er. „Es ist auch in keiner Weise so, wie oft zu hören ist, dass es mir als Autisten an Empathie gebricht. Ich bin total mitfühlend, mir liegt das Wohlergehen der Mitmenschen am Herzen. Ich verstehe nur subtiles Mienenspiel und vage Andeutungen nicht gut, und auch hier brauche ich einfach Klarheit.“ 

Seine Erfahrungen haben ihn darin bestärkt, auch sonst über Autismus aufklären und Verständnis wecken zu wollen: Der Donnerstag ist auf seinem privaten Instagram-Kanal zum Autismus-Donnerstag geworden, an dem er weitgehend wöchentlich über Besonderheiten aufklärt. Dass auch diese Reihe einer klaren Struktur an einem festen Tag folgt, passt.

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Insa Rücker

Insa Rücker

Ich bin Insa Rücker, verheiratet und Mutter von drei Kindern. Gemeinsam mit meinem Mann Klaus leite ich die Familienmolkerei Rücker.

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