Dirk Huhne legt auf seinem Milchhof in Bergfeld viel Wert auf Tierwohl. „Wellness für Kühe“ nennt der Landwirt das. Schulklassen und auch Verbrauchern bringt er moderne Landwirtschaft gern näher: „Wie sonst willst du den Verbrauchern plausibel machen, dass Lebensmittel von hoher Qualität einen entsprechenden Preis haben?“
„Rihanna!“ ruft Dirk Huhne und die mittlere der drei Kühe dreht den Kopf zu ihm. Rihanna, Linni, Udessa, Joline und die 176 anderen – Dirk Huhne vertut sich nie. Jede seiner Milchkühe hat einen Namen, jeden Namen kennt er, jede Kuh kennt er. Huhne ist im Stall unterwegs: Der Landwirt verteilt Heu in die Futterrinnen, tätschelt Schnauzen, beobachtet wie sie sich bewegen. „Schon wenn ich nur ihren Rücken sehe, weiß ich genau, welche Kuh es ist“, sagt Huhne.
Dirk Huhne, 49, ist Landwirt und Milchviehzüchter. Sein Hof liegt in Bergfeld, ein kleines Dorf im nordöstlichen Schleswig-Holstein, nur zehn Kilometer Luftlinie von der Ostseeküste entfernt. Dirk Huhne liefert seine frische Küstenbauernmilch an die Familienmolkerei Rücker: Frische, hochwertige Kuhmilch.
Dirk Huhne kennt jede Kuh mit Namen
In den beiden großen Ställen auf Dirk Huhnes Hof ist es hell und luftig, die Kühe liegen auf einer dicken Schicht Sägespäne, zwei Tiere scheuern sich an einer riesigen Bürste. „Wir machen Wellness für Kühe“, sagt Huhne lächelnd. Im Sommer sind seine Tiere auf der Weide, nachts gehen die Älteren raus, tagsüber die Jüngeren. Neben jedem Stallgebäude gibt es einen offenen Strohstall für Kühe, die frisch gekalbt haben. „Dort haben sie Platz und Ruhe“, sagt Huhne. „In einer kleinen Gruppe erholen sie sich schneller als in der großen Herde.“
Neben den 180 Milchkühen leben 170 weitere Rinder auf Huhnes Hof. Das Wohlbefinden seiner Tiere steht für den Landwirt an erster Stelle, für den Umgang mit seinen Kühen wurde Dirk Huhne mehrfach prämiert. Eine entscheidende Rolle spielt auch das Futter. Zum Hof gehören 500 Hektar Land, darauf wachsen Raps, Getreide und das, was die Tiere fressen. „Sie bekommen vor allem Grünfutter und Heu“, sagt Huhne. „Das ist die Art, wie sich ein Wiederkäuer wie das Rind naturgemäß ernährt.“
„Wir machen hier Wellness für Kühe“
Drei Vollzeitmitarbeiter, drei Lehrlinge und drei Teilzeitmitarbeiter gehören zu Huhnes Team. Carina Clausen, 27. Sie ist die Herdenmanagerin. Ihr Arbeitstag beginnt morgens um 5 Uhr mit dem Melken. Carina Clausen und ein Zweiter aus dem Hof-Team holen die Kühe in kleinen Gruppen in den Melkstall, jeweils 20 Tiere werden in der Anlage vollautomatisch gemolken. „Allerdings melken wir jede Kuh per Hand vor“, sagt Carina Clausen. Das kurze Melken wie vor den Zeiten der Melkmaschine rege den Milchfluss der Kühe an. „Außerdem kontrollieren wir beim Handmelken wie es den Kühen geht, ob sie gesund sind, ob sie Probleme mit dem Euter haben.“ Während der Eine melkt, säubert der Andere die Ställe und füttert die Kälber: Auf dem Hof ist Teamwork angesagt.
Nach dem morgendlichen Melken kümmert sich Clausen um die Kälbchen und ihre Mütter. „Danach mache ich Besamungen, verteile die Heurationen, impfe Kälber, kneife Ohrmarken ein.“ Am Nachmittag fährt Clausen an den Weiden vorbei, schaut dort nach dem Rechten, um 16 Uhr melkt sie das zweite Mal. Zwischendurch geht sie immer wieder durch die Ställe und kontrolliert die Lage. „Letztlich sieht aber jeder Arbeitstag ganz anders aus“, sagt Clausen. „Genau das ist das Schöne an meiner Arbeit.“ Passiert nichts Außergewöhnliches, ist die Herdenmanagerin gegen 19 Uhr mit der Arbeit durch. Es sei denn, eine Kuh kalbt, „dann setze ich mich ins Auto und fahre noch mal auf den Hof.“
Für Landwirte sieht jeder Arbeitstag anders aus
Carina Clausen ist eine von vier Frauen in Dirk Huhnes Team, sie war der erste Lehrling und der erste weibliche Mitarbeiter bei dem Landwirt. „Frauen haben viel Feingefühl“, sagt sie, das sei im Umgang mit Kühen sehr wichtig. „Ruhig mit den Tieren umgehen, mit ihnen sprechen, sie viel anfassen, dann fühlen sie sich wohl.“ Carina Clausen stammt auch von einem Milchviehbetrieb, ihr Verhältnis zu Kühen war schon immer sehr eng. „Kühe sind sehr neugierig, dabei aber sensibel und immer ein bisschen distanziert“, sagt sie. „Jede Kuh hat einen eigenen Charakter, viele kleine Eigenschaften und Merkmale. Und wie sie in der Herde funktionieren, welche Rollen sie in der Gruppe spielen, das zu beobachten fasziniert mich jeden Tag aufs Neue.“ Die junge Frau klatscht in die Hände. „Mädels!“ ruft sie, und die Kühe laufen ihr entgegen.
Alle zwei Tage kommt der Kühlwagen und holt die frische Milch ab, die zur Familienmolkerei Rücker geht, genauer: in die Ostsee-Molkerei nach Wismar. Dirk Huhne hält schwarz-weiße Holsteinrinder, in Deutschland die populärste Milchkuhrasse. Die Milch ist sein Hauptstandbein, das zweite ist die Zucht. Ob regional oder international – seine Tiere werden regelmäßig prämiert. Vor kurzem hat der Landwirt eine zweite Rasse dazu genommen, das Jersey-Rind, die Milch der Kühe ist besonders reich an Mineralien und Nährstoffen. „Das ist Joline“, sagt Dirk Huhne und tätschelt einer kleinen, braunen Kuh mit großen dunklen Augen den Kopf. „Unsere erste Jersey-Kuh. Sieht sie nicht zauberhaft aus?“
Landwirt in dritter Generation
Dirk Huhne ist Landwirt in dritter Generation. 1930 gründeten seine Großeltern den Hof im schleswig-holsteinischen Bergfeld. Mit einem Dutzend Kühe ging es damals los. Dirk Huhne studierte in der Schweiz Agrarwissenschaften. 1999 übernahm er den Betrieb von seinen Eltern. Seit zehn Jahren arbeitet Huhne mit der Molkerei Rücker zusammen. Eine Geschäftsbeziehung, die für den Landwirt weit mehr ist. „Bei den entscheidenden Themen Qualität, Transparenz und Verantwortung sind wir derselben Meinung“, sagt er. Gemeinsame Werte, eine gemeinsame Philosophie, das sei für ihn wichtig. „Als Lieferant eines Konzerns bist du nur eine kleine Nummer. Bei Rücker fühle ich mich wertgeschätzt. Es ist eine Partnerschaft auf Augenhöhe.“
Mit Kuh Odessa an den Strand
Mittagszeit auf Hof Huhne. In der Küche zieht Seniorchefin Ute Huhne, Dirks Mutter, einen Krustenbraten aus dem Ofen. 76 ist sie und die gute Seele des Betriebs. Frühmorgens macht sie für alle Frühstück. Sie backt, kocht und hat stets ein offenes Ohr für alle. In einem Regal stehen Kühe aus Porzellan, Stoff, Plastik, an den Wänden hängen Urkunden, gerahmte Fotos, Kinderzeichnungen. „Danke, dass wir Euch besuchen durften, das war ein tolles Erlebnis!“ schreibt eine Klasse 5c. Ein Foto zeigt Herdenmanagerin Clausen mit Kuh Odessa am Ostseestrand. Eine Marketingaktion, um den Urlaubern zu zeigen: Hier bei uns an der Küste gibt es nicht nur tolle Strände – hier entstehen auch einzigartige Lebensmittel: Die Menschen waren begeistert! Eine Kuh am Strand, das sieht man nicht alle Tage. Carina Clausen und Dirk Huhne haben darauf geachtet, dass der Ausflug entspannt bleibt für Odessa. Nach kurzer Zeit ging es für alle wieder nach Bergfeld zurück.
„Die Tiere gehören für mich fast zur Familie“
„Als Landwirt musst du offen sein, du musst den Menschen zeigen wie du arbeitest“, sagt Dirk Huhne. „Wie sonst willst du den Verbrauchern plausibel machen, dass Lebensmittel von hoher Qualität einen entsprechenden Preis haben?“
Als die Familienmolkerei Rücker anfragte, ob er bereit wäre, von einem Film-Team begleitet zu werden – und kurze Zeit später dann auch noch von einer Reporterin, hat er deshalb auch spontan Ja gesagt: „Kühe sind für mich eine Leidenschaft, meine Tiere gehören für mich fast zur Familie.“
2 Kommentare zu „Landwirt Dirk Huhne: „Die Tiere gehören für mich fast zur Familie““
Mein Onkel ist Landwirt und lud mich schon oft zu sich auf den Bauernhof ein. Meine Kinder verbringen insbesondere viel Zeit im Stall der Tiere. Es stimmt, dass man als Landwirt offen sein muss, da die Menschen allgemein sehr misstrauisch sind. Auch für mich sind Kühe wirklich sonderbare Wesen.
Vielen Dank für den Artikel und die Gedanken über Nutztiere. Als Familie wollen wir selber eine Milchkuh und Hühner kaufen. Dies wird uns Spaß machen und dann haben wir auch frische Milch und Eier.
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